Ich werde manchmal gefragt, welches mein bestes Slacklineprojekt war. Wie schwer es mir manchmal auch fällt, meine Passion für diesen Trendsport richtig einzuordnen, so leicht fällt mir die Antwort auf diese Frage. Die Highline über die Victoriafälle war das unbestrittene Highlight. Kein anderes Projekt war aus sportlicher oder organisatorischer Sicht schwieriger, keine Location war außergewöhnlicher oder schöner. Neben diesen tosenden Wassermassen über einem hundert Meter tiefen Abgrund zu stehen war so atemberaubend und einzigartig, dass es mich mit einer eigenartigen Wehmut erfüllt.
Für mich persönlich war ein anderer Aspekt aber fast ebenso wichtig. Das Slacklinen hat mich angezogen, weil es dem Seiltanzen ähnlich ist. Es ist mehr als nur ein Trend, es knüpft an jahrtausendealte Traditionen an. Eine solche Tradition des Seiltanzens war, auf Hochseilen über Abgründe zu balancieren, insbesondere über Wasserfälle. Die Überquerungen der Niagarafälle auf Stahlseilen sind legendär. Als ich gemeinsam mit meinem Freund Lukas Irmler herausfand, dass ein noch größerer und höherer Wasserfall, die Victoriafälle, nie von einem Seiltänzer überquert wurden, konnte ich es kaum glauben. Mir wurde klar, dass ich plötzlich in der Lage war, diese außergewöhnliche Geschichte zu erzählen.
Darum geht es schließlich bei großen sportlichen Projekten. Leistung an sich ist ja im Grunde uninteressant. Sie wirkt wie ein Schlaglicht, dass man auf Dinge richten kann, die einem wichtig sind. Freundschaft, Schönheit, Überwindung negativer Gefühle.
Auf die Geschichte kommt es an! Und wir durften sie erzählen.