Ich liebe Mathe

Man muss Mathematik nicht lieben, aber es gibt einige sehr gute Gründe, es trotzdem zu tun.

Ich für meinen Teil liebe Mathe, aber ich hasse rechnen. Ich rechne langsam, ich mache viel zu viele Fehler und meine große Schwäche als Physiker war genau das. Mich bekümmert das nicht, weil mir die interessantesten Aspekte der Mathematik trotzdem offenstehen.

Was ich liebe, ist, mir komplizierte Dinge vorzustellen und anschauliche Bilder für abstrakte Dinge zu finden. Besonders faszinieren mich Gebiete wie die Topologie, wo vertrauten Konzepten wie dem Raum eine scheinbar selbstverständliche Eigenschaft weggenommen wird, in diesem Fall der Entfernungsbegriff. Und auf einmal wird aus der vertrauten Umgebung etwas wunderbar Fremdes, das sich neu entdecken lässt. Daraus entsteht schnell eine ganz eigene Komik, etwa bei dem Witz, wie eine Topologin einen Löwen in der Sahara fängt. Die Lösung ist ganz einfach, sie setzt sich in den Käfig und erklärt: „Ich bin draußen.“ Damit sind automatisch alle anderen Dinge auf der Welt im Käfig, inklusive aller Löwen. (Dabei muss die Topologin dabei aufpassen, sich nicht genau ins Zentrum des Käfigs zu setzen, sonst verschwindet sie im Unendlichen. Das nur als Warnung am Rande.)

Auch in meinem neuen Roman „Die Gottesmaschine“ kommt natürlich auch Mathematik vor, weil es mir großen Spaß macht, über komplizierte Dinge einfach zu schreiben, und nicht zuletzt deshalb, weil sie inzwischen enormen Einfluss auf unseren Alltag hat, etwa durch Verschlüsselungstechniken. Mathematik ist ungeheuer mächtig geworden, was ein weiterer Grund ist, sich mit ihr zu beschäftigen.

Vor einiger Zeit habe ich für den FWF mit dem Philosophen Georg Schiemer gesprochen, der sich mit der Entwicklung der heutigen Mathematik beschäftigt hat, insbesondere mit einer Strömung, die sich Strukturalismus nennt. Dabei haben wir auch über einen meiner Lieblingsphilosophen gesprochen, Rudolf Carnap.

Hier ein Link zu dem Artikel:

https://scilog.fwf.ac.at/kultur-gesellschaft/7431/wie-die-mathematik-zu-dem-wurde-was-sie-heute-ist